Nach einer ausgedehnten Mittagspause in einem typisch schottischen Pub, wo die Mutigen unter uns auch ‚Haggis‘, das schottische Nationalessen aus mit scharf gewürzten Innereien und Hafermehl gefülltem Schafsmagen, probieren können, ziehen wir gestärkt weiter. Satt und zufrieden klettern alle wieder in den gemütlichen Bus, der uns schon im ersten Teil unserer Tour begleitet hat.

Mit unserem Fahrer Sean brausen wir weiter durch kleine Wälder und an idyllischen Siedlungen und unzähligen, weiten Feldern vorbei, in der Ferne immer gut sichtbar die Berge der schottischen ‚Highlands‚, die hier nördlich bald an die ‚Lowlands‚, dasselbe in grün, nur eben ohne Berge, anschließen.

Wir könnten ewig so weiterfahren, einfach immer nur rausgucken und uns dabei von Sean historische Begebenheiten von blutigen Schlachten und manch schlauer List, von starken oder hinterlistigen Frauen und ehrenhaften oder charakterlosen Männern erzählen und politische Zusammenhänge, die bis in die heutigen Tage Auswirkungen haben, erklären lassen!

Bevor wir so unser eigentlich nächstes und bereits schon letztes Ziel der Tour, ‚Stirling Castle‘, erreichen, hat unser schottischer Guide jedoch noch eine Überraschung für uns in petto:

Jetzt wird’s haarig!

In der Nähe eines Sees, pardon, eines Lochs natürlich, parkt er unseren Van plötzlich auf einem Seitenweg, und auf der gegenüberliegenden Wiese steht ein überraschendes und gar nicht angekündigtes, urtypisch schottisches Highlight herum: Wir besuchen ein paar Highland-Longhorn-Cattle auf ihrer Weide!

Okay, ziemlich weit weg, die Highland Longhorns.

Okay, ziemlich weit weg, die Highland Longhorns.

Erst sind sie weit weg. Selbstsicher ruft unser Guide sie heran und wir schauen zweifelnd – die sehen irgendwie nicht so aus, als ob sie sich in Bewegung setzen würden!

Aber Sean kennt sich prima mit den Rindern aus, er züchtet nämlich nebenher auch welche.

Da kommt der erste, tatsächlich! Laut Sean aber eine 'die', und trächtig ist sie auch.

Da kommt der erste, tatsächlich! Laut Sean aber eine ‚die‘, und trächtig ist sie auch.

Okay, die sind schon sehr süß!

Okay, die sind schon sehr süß!

Und tatsächlich kommen sie, unter unseren ungläubigen Blicken, einer nach dem anderen sogar wirklich direkt an den Zaun zu uns und lassen sich bereitwillig zwischen den Hörnern kraulen und mit Äpfeln und Möhren füttern, die wir eilig aus unseren Rucksäcken kramen.

Sie sabbern allerdings ziemlich, da darf man nicht zimperlich sein!


MEHR SCHOTTLAND HIGHLIGHTS FÜR EURE EIGENE REISEPLANUNG

Weiter geht’s: Auf nach Stirling Castle

Nach unserem spontanen kurzen Stop an der frischen Luft springen wir wieder in den Bus und erreichen dann schon den letzten Punkt des Tages:

Die Burg von Stirling, auf einem Hügel vulkanischen Ursprungs (was sonst, wir sind ja in Schottland!) hoch oben über der Altstadt von Stirling gelegen. Das ist schon ganz schön toll, muss man sagen!

Wow!

Wow!

Eine schottische Burg wie aus dem Bilderbuch!

Eine schottische Burg wie aus dem Bilderbuch!

Das besondere an dieser Burg ist, dass an drei Seiten die Felsen schroff abfallen, und deshalb gibt es nur einen einzigen Zugang, der so sehr gut bewacht und verteidigt werden konnte. Das war auch nötig, den Stirling Castle wurde aufgrund seiner strategischen Lage und Bedeutung immer wieder angegriffen oder belagert!

Heute sind diese rauen Zeiten glücklicherweise vorbei, und nachdem wir kurz Eintritt bezahlt haben, der zum Erhalt der Anlage verwendet wird, können wir uns in aller Ruhe hier umschauen.

Einmal außen herum…

Zu einer echten Burg gehören natürlich Zinnen und Kanonen in den Schießscharten dazwischen.

Zu einer echten Burg gehören natürlich Zinnen und Kanonen in den Schießscharten dazwischen.

Hier kann man sie sich noch einmal genauer angucken.

Hier kann man sie sich noch einmal genauer angucken.

Egal ob die Gebäude im Innenhof...

Egal ob die Gebäude im Innenhof…

... oder die Wege außenherum: Alles kann man sich hier angucken!

… oder die Wege außenherum: Alles kann man sich hier angucken!

Einen Schlossgarten findet ihr hier auch.

Einen Schlossgarten findet ihr hier auch.

Wenn die Sonne rauskommt, offenbart sich die ganze, wunderbar wilde Schönheit der schottischen Landschaft. Wie ruhig und ursprünglich das hier ist!

Die Aussicht ist sagenhaft:

Also, wenn man hier oben so steht, und diesen Anblick genießt...

Also, wenn man hier oben so steht, und diesen Anblick genießt…

... dann kann man sich sehr gut vorstellen...

… dann kann man sich sehr gut vorstellen…

... wie schon in vergangenen Zeiten Menschen hier staunend standen, oder?

… wie schon in vergangenen Zeiten Menschen hier staunend standen, oder?

Man kann für kleines Geld direkt vorne am Eingang schon einen Audioguide buchen, der allgemein empfohlen wird – allerdings muss ich feststellen, dass er mit den vorangegangenen umfassenden und bildgewaltigen Erklärungen unseres Guides leider in keinster Weise mithalten kann, und so mache ich ihn nach einigen Versuchen, „reinzukommen“, wieder aus.

Gut möglich, dass ich dem Audioguide vielleicht unrecht getan habe, aber mich kann er an der Stelle, an der ich bin, nicht mehr abholen und einfangen. Ich bin schon voll in der schottischen Geschichte, der Atmosphäre und dem Flair drin, und so trödele ich lieber selber allein vor mich hin durch die Gemäuer und erkunde sie auf eigene Faust.

Fragt ihr euch, wenn ihr durch solche alten Gebäude stromert, auch immer, wie die Leute damals hier wohl jeden Tag gelebt haben? Wie ihr Alltag aussah, und was sie so gemacht haben? Ob sie glücklich oder unglücklich waren und welches Schicksal sie ereilt hat? Beinahe kann man durch den Schleier der Geschichte sehen.


HOLT EUCH SCHOTTLAND FÜR ZUHAUSE!

… und dann ein Rundgang durchs Innere

Drinnen fällt uns auf, wie bunt alles hier angemalt ist: Wände, Wanddekorationen, Bilder. Auf meine Rückfrage, ob sich ein Restaurator wohl einige künstlerische Freiheiten erlaubt hätte, erhalte ich eine Antwort, die mich überrascht: Tatsächlich waren die Burgen damals innen so bunt dekoriert, denn: Farben waren teuer, und je bunter, desto mehr machten die Räume her und kündeten vom Ruhm und Prestige des Besitzers.

Das wußte ich bislang nicht – irgendwie bin ich immer davon ausgegangen, dass im Mittelalter alles eher einfach so fad und maximal beige-bräunlich war. Aber das liegt vermutlich daran, dass die Farben der meisten Gemälde, Wandteppiche und Verzierungen, die wir heute sehen, im Laufe der Zeit einfach verblasst sind.

Was mich ebenfalls in völliges Erstaunen versetzt, sind die Einhörner, die ich überall sehen. Ja, richtig – hier ist alles, wirklich alles voller Einhörner!

Mal ehrlich – so, wie das Thema in den letzten Jahren im modernen Marketing ausgeschlachtet worden ist, hatte ich nicht erwartet, dass die Schotten im Mittelalter dem Hype auch schon verfallen waren? Aber tatsächlich: Einhörner sind ursprünglich schottische Fabeltiere, genau wie Kelpies und Feen, Gestaltwandler und Wechselbälger.

Die Schotten haben’s erfunden! Na sowas.

In einzelnen Räumen von Stirling Castle bekommen wir sogar Erklärungen von kostümierten Guides mit, die bereitwillig erzählen, Anekdoten zum besten geben und geduldig alle Fragen beantworten. Das ist richtig toll gemacht und begeistert kleine wie große Besucher.

So bunt hatte ich mir das Mittelalter gar nicht vorgestellt, hier der Ess- bzw. Empfangssaal von Stirling Castle.

So bunt hatte ich mir das Mittelalter gar nicht vorgestellt, hier der Ess- bzw. Empfangssaal von Stirling Castle.

Kostümierte Guides und Einhörner überall an den Wänden - und ein traumhafter Ausblick aus bunt verzierten Fenstern.

Kostümierte Guides und Einhörner überall an den Wänden – und ein traumhafter Ausblick aus bunt verzierten Fenstern.

Eine eigene Kapelle hat Stirling Castle natürlich auch, und draußen, direkt unterhalb der Burg, darf der Friedhof nicht fehlen.

Eine eigene Kapelle hat Stirling Castle natürlich auch, und draußen, direkt unterhalb der Burg, darf der Friedhof nicht fehlen.

Die Zeit auf Stirling Castle vergeht wie im Fluge, und schon treffen wir uns zur vereinbarten Uhrzeit wieder am Bus bei Sean. Vom Parkplatz vor der Burg kann man im schwindenden Tageslicht auch direkt auf den darunterliegenden uralten Friedhof gucken!

Irgendwie ein bisschen gruselig, aber auch ausgesprochen schön, oder?

Kann ein Friedhof eigentlich auch malerisch sein?

Kann ein Friedhof eigentlich auch malerisch sein?

Heimkehrzeit

Es ist beinahe Abend und Zeit für uns, zurück nach Edinburgh zu fahren. Nach diesem wahrhaft langen Tag müssen wir alles, was wir gesehen und erlebt und erfahren haben, erst einmal sacken lassen. Das gleichmäßige Brummen des Motors im nach dem doch frischen Abendwind angenehm warmen Bus macht uns beinahe ein wenig schläfrig, und es geht nun ziemlich ruhig zu.


FÜR ECHTE SCHOTTLAND-LIEBHABER…

…und solche, die es werden wollen:


Das nutzt Sean, um die Stimmung nun passend mit schottischer Musik zu untermalen und uns, natürlich, auch dazu einiges zu erzählen. Und so rollen wir ein letzten Mal durch die Landschaft und über die Straßen der Highlands und Lowlands von Schottland und singen bei einigen bekannteren Liedern erst zaghaft, und dann alle grinsend lauter gemeinsam mit.

Auf dem Heimweg nach Edinburgh passieren wir die "Forth Bridge", die beeindruckende, rot gewundene und modernste Brücke über den 'Firth of Forth'.

Auf dem Heimweg nach Edinburgh passieren wir die „Forth Bridge“, die beeindruckende, rot gewundene und modernste Brücke über den ‚Firth of Forth‘.

Schnell erreichen wir nun Edinburgh, wo bereits die Lichter angehen. Ein toller Tag war das. Meine erste gebuchte Tour mit einer Gruppe war ein voller Erfolg und dieser Ausflug hat sich wirklich gelohnt! Habt ihr den ersten Teil meiner Tour durch die schottischen Highlands zum Loch Lomond schon gelesen?

Erfahrt in weiteren Artikeln, was es in Edinburgh alles zu unternehmen gibt, mit allen Tipps und Empfehlungen für einen ersten Start, warum Edinburgh das perfekte Ziel für Alleinreisende ist und wo ihr Edinburgh am besten von oben entdecken könnt: Auf ‚Arthur’s Seat‘ oder auf ‚Calton Hill‘?

Außerdem haben wir in einem Special zusammengefasst, wo ihr günstig und gut und noch dazu mitten in Edinburgh übernachten könnt, falls ihr noch nach einer Bleibe sucht.

Warst du schon einmal in Edinburgh oder planst du noch deine Reise? Bist du schon einmal alleine gereist und welche Stadt war dein erstes Ziel? Schreib mir gerne in die Kommentare unten, ich freue mich immer über Feedback. Und falls du noch Fragen haben solltest, ebenfalls immer gerne!


Stirling Castle

Webseite: stirlingcastle.scot

Stirling Castle
Castle Esplanade
Stirling, FK8 1EJ

Man kann mit dem Auto direkt auf dem Parkplatz vor der Burg parken, aber die Plätze sind oft knapp. Alternativ ist die ‚Stirling Bus Station‘ mit einem kurzen Spaziergang zu erreichen, mit dem man dann Anschluß an den Zug bei der ‚Stirling Station‘ in der Stadt bekommt.

Öffnungszeiten:
April bis September: 9:30 – 18:00 Uhr, Oktober bis März: 9:30 – 17:00 Uhr.

Tickets:
Erwachsene 16£, Kinder 5-15 Jahre 9.60£, Kinder unter 5 Jahren sind umsonst. Man kann Tickets auch online vorab erwerben und erhält so einen kleinen Discount.


Rabbie’s

Webseite/Touren von Edinburgh aus: www.rabbies.com/en/scotland-tours/from-edinburgh

Webseite/Meine Tour nach Loch Lomond und Stirling Castle: www.rabbies.com/en/scotland-tours/from-edinburgh/day-tours/loch-lomond-national-park-stirling-castle-day-tour

Treffpunkt Edinburgh:
Rabbie’s Cafe Bar
Waterloo Place
Edinburgh, EH1 3EG

Tipp:
Rabbie’s bieten auch Touren von London, Glasgow, Dublin, Inverness, Aberdeen und Manchester aus an. Nach meinen Erfahrungen in Edinburgh würde ich das sofort und gerne auch in den anderen Städten mitmachen, wenn es mich einmal dorthin verschlägt, und möchte diese Touren auch jedem anderen Reisenden wärmstens ans Herz legen.