Auf unserer Reise mit dem Zug durch Norditalien sind wir mittlerweile in Venedig angekommen. Von unserem letzten Stopp auf Murano, der Insel der Glasbläser, aus wollen wir jetzt noch die Gelegenheit nutzen und weiter Richtung Burano, einer anderen, kleinen Insel, weit draußen in der Lagune von Venedig, fahren, um uns dort ebenfalls umzuschauen. Trotz der sehr ähnlichen Namen sind die beiden Inseln ganz unterschiedlich!

Wie hinkommen nach Burano von Murano oder Venedig aus?

Von Venedig kommend fahrt ihr ab der Station ‚Fundamenta Nuove‚ mit dem Vaporetto der Linie 12 nach Burano. Dabei macht ihr Stopps auf den anderen Laguneninseln Murano und Mazzorbo, könnt aber natürlich einfach sitzenbleiben und durchfahren.

Falls ihr, wie wir, vorab schon Murano einen Besuch abgestattet habt, steigt ihr dort an der Haltestelle ‚Faro‚ der Linie 12 Richtung Burano zu.

Die Linie 12 fährt den ganzen Tag lang alle halbe Stunde von morgens mindestens ab 6:00 Uhr bis mindestens 23:00 Uhr. Alternativ könnt ihr auch die Linie 14 nehmen, dann seid ihr allerdings mit mehr Stopps eine Stunde unterwegs.

Wie lange dauert die Fahrt nach Burano?

Von Venedig aus seid ihr mit der Linie 12 40 Minuten bis Burano unterwegs, von Murano aus immer noch 30 Minuten (daran seht ihr, wie weit draußen Burano in der Lagune eigentlich liegt – aber es ist den Weg wert!).


 ENTDECKE GANZ NORDITALIEN:

Wofür ist Burano bekannt?

Die kleine Insel nordöstlich von Venedig ist spätestens seit Instagram weltweit berühmt für ihre auffälligen, farbenfrohen Häuser, aber eigentlich ist ihre Profession eine andere, nämlich hochwertige Spitzenstickerei, genauer gesagt: Die besondere Form der Nadelspitzenstickerei namens ‚Reticella‚.

Wieder an Bord eines Vaporetto: Blick aus dem Fenster der Linie 12 auf dem Weg von Murano nach Burano.

Wieder an Bord eines Vaporetto: Blick aus dem Fenster der Linie 12 auf dem Weg von Murano nach Burano.

Noch ein Blick auf die Lagune, dieses Mal ohne Fenster dazwischen. Das Wasser sieht so aus, als wäre es aus Seide. Dieses Licht in Venedig taucht einfach alles in einen magischen Zauber.

Noch ein Blick auf die Lagune, dieses Mal ohne Fenster dazwischen. Das Wasser sieht so aus, als wäre es aus Seide. Dieses Licht in Venedig taucht einfach alles in einen magischen Zauber.

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Die Meisterinnen der Spitzenstickereien

Das ist ein wirklich komplizierter Vorgang, wobei einem Stück Leinen als Vorlage immer wieder Fäden entzogen werden, und die verbliebenen Fäden dann erst mit Schlingstich umnäht werden. Auf dieser Basis wird dann weiter genäht und Fäden gezogen, bis nichts mehr vom ursprünglichen Stoff übrig wird und rein „in der Luft“, ‚punto in aria‘, gestickt wird und so feinste Spitze von herausragender Qualität entsteht. Später benötigen die Stickerinnen von Burano noch nicht einmal mehr Leinstoff als Grundlage, sondern beginnen frei über vorgezeichnetem Pergament!

Ehrlich, ich habe es nicht genau verstanden, aber hinter jedem kleinen Stückchen filigrane Spitze muss eine unglaubliche Menge Arbeit und höchste Fertigkeit liegen.

Seit dem 16. Jahrhundert an waren die Frauen von Burano berühmt für diese Spitzenstickerei, allerdings wurde sie ab dem 19. Jahrhundert von anderen Techniken abgelöst und geriet dann völlig in Vergessenheit.

Als nur noch eine einzige Frau mit diesem Wissen auf Burano lebte, eröffneten venezianische Frauen auf der Insel eine Schule dazu, um die Tradition zu erhalten – und heute wird sie wieder lebendig gelebt.

Feinste Spitzenstickerei allüberall auf Burano.

Feinste Spitzenstickerei allüberall auf Burano.

Natürlich wird auf Burano nun schon auf den ersten paar hundert Metern ab der Anlegestelle der Vaporetti unendlich viele Spitzenstickereien in diversen Geschäfte angeboten – ähnlich wie auf Murano mit dem Glas. Und ähnlich wie auf Murano mit dem Glas, muss man auch auf Burano bei den Spitzenstickereien davon ausgehen, dass ein guter Teil der Waren keineswegs hier, sondern in Fernost hergestellt wurde – also passt gut auf.

Da wir gewiß keine Fachleute sind, und eigentlich auch nichts mit Spitzenwaren anfangen können – obwohl die Mädchen da anderer Meinung sind und sich und ihr gesamtes Leben ab jetzt am liebsten von Kopf bis Fuss in Spitze einkleiden würden – beschränken wir uns auch hier wieder nur aufs Umschauen.


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Alle Farben des Regenbogens an den Häusern Buranos

Wir gehen die Viale Marcello, die Straße, die vom Anleger wegführt, also einfach weiter entlang und gelangen so zu einem der vielen, malerischen Kanäle Buranos, denn auch diese Laguneninsel besteht eigentlich wiederum aus kleineren Inseln, dieses Mal vier, die mit Brücken, dieses Mal acht, verbunden sind.

Oh ja, wie wunderschön ist es hier!

Burano! Und ja, die Häuser sind wirklich so bunt, wie alle sagen. Hier ein wunderbarer Blick zwischen zweien hindurch auf noch weitere, und angeblich hat jedes hier seinen ganz eigenen Farbton.

Burano! Und ja, die Häuser sind wirklich so bunt, wie alle sagen. Hier ein wunderbarer Blick zwischen zweien hindurch auf noch weitere, und angeblich hat jedes hier seinen ganz eigenen Farbton.

Ich fand es in Venedig ja schon still, da es dort eben keine Autos gibt, keine Busse und keine Bahnen. Aber Burano…!

Hier sind noch einmal viel weniger Menschen, und es ist geradezu beschaulich. Friedlich. Gediegen. Ruhig. Besonnen. An so einem Ort sind wir noch nie zuvor gewesen.

Die Legende besagt, die Einwohner von Burano hätten begonnen, ihre Häuser in so unterschiedlichen, bunten Farben anzustreichen, damit die Fischer, die hauptsächlich hier wohnten, auch bei Nebel wieder gut nach Hause fänden.

Anders heißt es allerdings auch, es sollte ihnen helfen, auch sturzbetrunken ihr Heim wiederzuerkennen – eigentlich auch egal: Zum Glück haben sie es überhaupt gemacht, denn so haben sie einen ganz und gar bezaubernden Ort geschaffen!

Häuser in senfgelb und aprikot-orange...

Häuser in senfgelb und aprikot-orange…

... und in karmesinrot, purpur, zart-lila, mintgrün, rosé, altrosa, türkis.

… und in karmesinrot, purpur, zart-lila, mintgrün, rosé, altrosa, türkis.

Geheimtipp: Gebäck aus der Panificio Pasticceria Garbo

Am Kanal Rio Assassini, etwa in der Mitte Buranos, angekommen, entdecken wir eine kleine, urige Bäckerei, eine ‚panificio‘, mit einer Vielzahl verschiedenen, hausgemachten Gebäcks im Schaufenster neben Schokoladenkeksen, Brot, Focacchia und Panettone, dem typisch italienischen Hefe-Kuchen.

Wir gehen rein und bestellen nach langer, gründlicher Überlegung eine kleine Auswahl bei dem freundlichen, alten Bäcker.

Geduldig wartet er ab, bis wir soweit sind, berät uns ein wenig (dass wir eigentlich keine gemeinsame Sprache sprechen, hindert dabei interessanterweise nicht wirklich), und dann verlassen wir mit ein paar Tütchen in der Hand den Laden.

Wir schieben uns die ersten Stücke in den Mund und oh, was ist das lecker! Jedes Stück ist ein Unikat, alles von Hand gemacht, herrlich unperfekt und authentisch, feinstes buranisches Gebäck, einfach köstlich. Im Handumdrehen haben wir alles verputzt, dass das sooo gut ist, damit haben wir nicht gerechnet. Schaut unbedingt dort vorbei, wenn ihr auf Burano seid, und holt euch auch eine Tüte davon!

Deshalb… drehen wir um und gehen zurück und kaufen uns noch mehr!

Der alte Bäcker lacht uns wissend an, als wir den Laden grinsend wieder betreten, füllt uns noch frisch ein paar Cannolli (mit Ricotta oder Schokoladencreme gefüllte, knusprige Teigröhren) und andere Leckereien dazu ab, und glücklich kauend ziehen wir mit neuen Bäckertüten von dannen. Schließlich brauchen wir ja auch Wegzehrung für den Rückweg, nicht?

ℹ︎ Panificio Pasticceria Garbo, Fondamenta degli Assassini, 335, Burano. Öffnungszeiten Samstag bis Donnerstag 9:00 – 18:00 Uhr, freitags geschlossen.

Und noch viel mehr Häuser, in azurblau, currygelb, eisblau, altrosa, violett, pink, blassrot...

Und noch viel mehr Häuser, in azurblau, currygelb, eisblau, altrosa, violett, pink, blassrot…

... in ocker, himbeerfarben, knallrot und in bleu...

… in ocker, himbeerfarben, knallrot und in bleu…

und in limettengrün, lachsfarben, mattgrün oder sonnengelb: Einmal die gesamte Farbpalette rauf und runter.

und in limettengrün, lachsfarben, mattgrün oder sonnengelb: Einmal die gesamte Farbpalette rauf und runter.

Während wir durch die Straßen und entlang der Kanäle Buranos wandern, fragen wir uns wie auch gestern in Venedig, wie es wohl sein muss, hier als Kind aufzuwachsen. Lernt man dann auf dem Festland das erste Mal, wie man sich im motorisierten Straßenverkehr benehmen muss? Wie man sich verhält, und dass man auf Autos auf seinem Weg achten muss, damit man nicht überfahren wird?


 KRIMIS IN VENEDIG:

Spannende und packende Lektüre zur Einstimmung auf eure Venedig-Reise:

  • Venezianisches Finale: Commissario Brunettis erster Fall – seit 20 Jahren jedes Jahr ein neuer, erfolgreicher Roman von Donna Leon!
  • Der freie Hund: Commissario Morello ermittelt in Venedig – ein sizilianischer Kommissar findet sich wider Willen in der Lagunenstadt wieder

Hier wird man ja absolut null damit konfrontiert. Es ist alles ausschließlich auf Fussgänger ausgelegt. Und auf Boote natürlich.

Und mit eben so einem, wieder ein Vaporetto der Linie 12, fahren wir schließlich wieder zurück nach Venedig. Fast eine Dreiviertelstunde dauert das, da merkt man erst, dass Burano wirklich ein ganzes Stück weit draußen liegt in der Lagune.

Rückfahrt, wieder mit der Linie 12, von Burano nach Venedig. Ich weiß gar nicht, wozu die Pfähle in der Lagune gut sind? Vielleicht zur Orientierung, zur Bestimmung der Routen? Malerisch jedenfalls.

Rückfahrt, wieder mit der Linie 12, von Burano nach Venedig. Ich weiß gar nicht, wozu die Pfähle in der Lagune gut sind? Vielleicht zur Orientierung, zur Bestimmung der Routen? Malerisch jedenfalls.

Ankunft in Venedig, wieder an der Station "Fondamente Nuova".

Ankunft in Venedig, wieder an der Station „Fondamente Nuova“.

Wieder in Venedig an der Station Fondamenta Nuove angekommen, verschaffen wir uns erst einmal ein wenig Bewegung.

Zum Glück allerdings hatten wir Sitzplätze auf dem Vaporetto, es war nicht viel los. Das kann auf den letzten Wasserbussen eines Tages in der Saison wohl auch schon einmal anders aussehen.

Eine Runde Treppenspringen auf den Stufen von Cannaregio in Venedig, nach so viel Stillsitzen auf dem Vaporetto.

Eine Runde Treppenspringen auf den Stufen von Cannaregio in Venedig, nach so viel Stillsitzen auf dem Vaporetto.

Wir haben viel erlebt und viel gesehen heute, und werden langsam müde. Zeit, zurück zur Station Ferrovia zu gehen und ab Santa Lucia mit dem Zug zurück nach Mestre in unser Hostel zu fahren.

Begleitet uns im nächsten Artikel auf unserem Spaziergang durch Venedigs Altstadt zu den Highlight von San Marco, besucht mit uns die traditionellen Maskenhersteller für den Karneval von Venedig, oder erfahrt, wie ihr am besten rumkommt mit öffentlichen Verkehrsmitteln in der Lagunenstadt.

🚂 Dieser Artikel ist Teil unserer großen Mit-dem-Zug-durch-Italien-mit-Kindern-Serie: 

Schau dir in der Übersicht alle besuchten Orte unseres Railtrips an (jeder einzelne ist eine Reise wert!), lies über unsere aufregende Fahrt mit dem Nachtzug oder spring direkt vor zu unserem Special Wie plane ich eine mehrtägige Reise mit dem Zug alleine mit Kindern durch Italien?.

Warst du schon einmal in Venedig oder vielleicht sogar auch mit dem Zug unterwegs in Italien (oder einem anderen Land)? Oder sitzt du gerade genau an eurer Reiseplanung? Wenn du noch Fragen haben solltest, schreib’ mir gerne einfach direkt unten in die Kommentare, ich freue mich immer über Feedback!